Faszien und Faszientraining
In den letzten Jahren wurde immer mehr Forschung über Faszien betrieben, deren Ergebnisse deutlich zeigen, dass sie eine viel bedeutendere Rolle spielen, als früher vermutet wurde.
Der Mensch ist in seinem Alltag stetig individuellen Belastungen ausgesetzt. Myofasziales Training führt als umfassende Trainingsform zu einer ganzheitlichen Verbesserung der physischen Qualitäten – von Kraft und Stabilität bis hin zu Beweglichkeit, Ausdauer und Koordination.
Was sind Faszien?
Faszie heißt: Band, Bündel, Verbund. Faszie bezeichnet die Weichteil-Komponenten des Bindegewebes, die den ganzen Körper als ein umhüllendes und verbindendes Spannungsnetzwerk durchdringen. Hierzu gehören alle kollagenen faserigen Bindegewebe, insbesondere Gelenk- und Organkapseln, Nerven, Sehnenplatten, Bänder und Sehnen. Jeder Muskel, jede Muskelfaser, jedes Muskelbündel ist umgeben von einer dünnen Membran aus Bindegewebe. Die Faszien ermöglichen den Muskeln übereinander zu gleiten, um ihre Funktion zu erfüllen: zu schrumpfen, sich anzuspannen oder auszudehnen während der Bewegung.
Eine Besonderheit des Bindegewebes ist seine enorme Anpassungsfähigkeit, es reagiert auf wiederkehrende Dehn- und Bewegungsbelastungen, indem es seine Länge, Stärke und Gleitfähigkeit verändert. Dabei fungieren die körpereigenen Bindegewebszellen – die Myofibroblasten – als aktive Netzwerker, in dem sie nach einer mechanischen Stimulation mehr Kollagen anlegen oder z.B. bei Bewegungsmangel Kollagen abbauen.
Dieses körperweite Netzwerk erhält die strukturelle Integrität, hält die Teile des Körpers zusammen, unterstützt den Körper, schützt ihn und wirkt wie ein elastischer Stoßdämpfer bei Bewegungen. Sie haben eine entscheidende Funktion bei der Abwehr des Körpers gegen Krankheitserreger und Infektionen. Nach Verletzungen bilden Faszien die Grundlage für den Heilungsprozess des Gewebes. Myofasziale Strukturen bestimmen die Form unseres Körpers. Sie ermöglichen Bewegungen, stützen und dienen der Kraftübertragung. Faszien sind anpassungsfähig, sie verändern je nach Gebrauch ihre Länge, Stärke und Gleit- sowie Reißfestigkeit. Somit ist die Faszie trainierbar! Der Zustand des Fasziennetzwerkes hängt stark von den täglichen und regelmäßigen Anforderungen ab. Störungen oder Verletzungen kann man mit Faszientraining beheben.
Es gibt 6 wichtigste myofasziale Leitbahnen oder myofasziale Meridiane nach Thomas Myers:
- Spiral Line
- Arm Line
- Superficial Front Line
- Deep Front Line
- Lateral Line
- Superficial Back Line
Wie trainiert man die Faszien mittels Rollen?
Das Training der faszialen Strukturen erfolgt auf mehreren Arten: Durch Ausrollen, Stretchen in verschiedenen Positionen und Verbesserung der Körperwahrnehmung. Vor allem das Arbeiten mit den Faszienrollen stellt einen guten Einstieg dar, denn die deutlich spürbaren Schmerzreize, die durch verklebte, unelastische Faszienabschnitte entstehen, lassen bei regelmäßiger Anwendung schnell nach. Das Training wird mit verschiedenem Kleingeräte wie Blackroll, Foamroller oder kleine Bälle durchgeführt. Allgemein differenzieren lassen sich diese Produkte nach ihrer Form, Härte und Größe. Durch „gerippte“ Oberflächen wird versucht, noch mehr punktuelle Wirkung zu erzeugen und damit in Richtung Triggerpunkttherapie zu arbeiten. Triggerpunkte sind punktuelle Stellen im Fasziennetz, die lokal oder entfernt Schmerzsyndrome auslösen oder begünstigen. Jede fasziale Verklebung ist eine Vorform eines Triggerpunktes. Durch die Vernetzung der Faszien sind Ort der Verklebung und Ort des Schmerzes nicht immer identisch. Die Triggerpunkte, also Körperstellen, an denen bei Druck mehr Schmerz spürbar ist, werden durch das Ausrollen selbst gefunden und können so gezielt behandelt werden. Durch mehrmaliges, langsames darüber rollen in unterschiedlichste Richtungen werden diese Punkte aufgelöst bzw.“ faszial aufgeweicht“ – und damit weniger schmerzempfindlich. Regelmäßige Anwendung verringert das Risiko, erneut Triggerpunkte zu bilden und ist folglich ratsam im Sinne einer Muskel- bzw. Faszienhygiene und Verletzungs- sowie Schmerzprävention.
Anleitung Faszientraining
KONTAKT: Olivia Khoder Institut Sport-Vital Kaiser-Joseph-Platz 3 A-4600 Wels oli.khoder@gmail.com 0664/6409092
Daniel Otten
| #
Hallo Stefanie,
ich finde das hast Du gut und verständlich erklärt, vielen Dank! Besonders das mit den Triggerpunkten finde ich gut erläutert: Oft wird einfach nur geschrieben, dass man alle Körperteile gleich massieren sollte, aber es lohnt sich wirklich, sich auf die Stellen zu konzentrieren, wo es am Anfang unangenehm ist!!
Es ist schon erstaunlich, was das Faszientraining mit der Zeit bewirken kann. Ich mache es selber seit einiger Zeit und fühle mich viel „lockerer“!
Faszientraining ist ja auch deshalb ja so wirksam, weil das Material unserer Faszien bei gesunden Menschen ca. alle 6 Monate erneuert wird…
Viele Grüße aus Berlin! 🙂
Daniel
Reply
Nico
| #
Hallo Stefanie,
vielen Dank für den interessanten Artikel.
Ich beschäftige mich auch schon länger mit dem Thema Faszientraining und Faszienrolle. Es ist sehr interessant, dass man immer neue Trainingsübungen und Bereiche entdeckt für die das Faszientraining sinnvoll ist.
Reply
Andrea Feldner
| #
Hallo Stefanie,
danke für diesen wahnsinnig interessanten Artikel!
Ja, die Faszien sind schon wirklich spannende Gebilde unseres Körpers und ich denke mit dem richtigen Training kann man sehr viel erreichen.
Vor allem im Bereich des Rückens wurde schon viele Menschen mit starken Schmerzen geholfen!
Die Triggerpunktrollen sind hierfür natürlich bestens geeignet.
Nochmals danke, dass du dies hier so einwandfrei erläutert hast – weiter so!
LG Andrea.
Reply
Andrea
| #
Danke für diesen tollen Beitrag. Nach einem Fitness Check beschäftige ich mich gerade intensiv mit der Thematik und bin sehr dankbar für jeden praxisnahen Artikel zu dem Thema! Mehr davon. 🙂 liebe Grüße Andrea
Reply
Heinrich
| #
Hallo Stefanie,
Super Artikel über Faszientraining!
Im Body Builder wird das faszien leider unterbewertet. Ich mache ich
es fast jeden Morgen und hilft unglaublich der Regeneration. Kann ich nur jedem empfehlen sich die Zeit zu nehmen. Bin sowieso ein Freund eines großzügig gestaltetem Warmups. Darf ruhig 40-60min dauern mal bei mir, bis ich überhaupt erst übungsspezifische Aufwärmsätze mache.
LG Heinrich
Reply
Gabriel
| #
Liebe Stefanie,
das ist ein sehr gelungener Beitrag zum Thema Faszien. Faszien rücken immer mehr in den Verdacht in Verbindung mit vielen Arten von Rückenschmerzen zu stehen. Es konnte auch festgestellt werden, dass Menschen mit Rückenschmerzen oft verkürze Faszien im Rückenbereich haben. Auf jeden Fall aber können mit Übungen wie deinen Schmerzen vorgebeugt werden. Die Bilder sind sehr hilfreich bei der Ausführung!
Reply