Parkour in Österreich: Felix Weinzinger
Felix Weinzinger erklärt im Interview um was es sich bei der Sportart Parkour handelt, was den Sport so besonders macht und wo man Parkour praktizieren kann. Auch die verschiedenen Techniken die es bei Parkour gibt werden von Felix beschrieben. Abschließend spricht er noch von der Verletzungsgefahr beim Parkour und die Wettkampfmöglichkeiten die es (inter)national gibt.
der-sport-blog.com: Was ist Parkour?
Felix Weinzinger: Unter Parkour versteht man die Fähigkeit, sich effizient fortzubewegen. Das Ziel ist sozusagen, sich so schnell und kraftsparend wie nur möglich über Mauern, Geländer, Dächern oder andere Hindernisse zu bewegen. Diese Sportart ist in Frankreich entstanden und wurde von einer Gruppe Jugendlicher entwickelt. Die Gruppe trägt den Namen „Yamakasi“, was so viel wie „starker Mensch, starker Geist, starker Körper“ bedeutet. Diese neun Jugendlichen machten sich die Stadt erstmals zu ihrem Spielplatz. Sie kletterten auf Dächer, sprangen von Geländer zu Geländer, krabbelten auf allen Vieren und vollzogen unglaublich weite und hohe Sprünge. Parkour ist demnach eine Sportart und ein Lifestyle zugleich. Der Hauptfokus dieser Sportart liegt darin, verschiedene Menschen zusammenzubringen, um gemeinsam etwas zu erreichen. Parkour bedient sich funktionellen Übungen, wie etwa Klimmzügen, Stützarbeiten, Aufstehen vom Boden oder auf allen Vieren krabbeln. Wie man sieht kann die genannten Bewegungen jeder durchschnittliche Mensch ausführen, da die Übungen „nur“ mit dem eigenen Körpergewicht gemacht werden. Das oberste Gebot ist, dass Parkour kein Wettkampf ist, sondern eine Herausforderung für jeden Einzelnen darstellen soll, seine eigenen Grenzen besser kennen zu lernen. Wenn man sich dem „Parkour-Spirit“ widmet, verschmelzen Geist und Körper psychisch, als auch physisch zu einer Einheit. Trainiert wird zumeist in Gruppen von 2 bis 15 Leuten nach folgendem Motto: “We start together and we end together.“ Somit ist es selbstverständlich, dass der Stärkere den Schwächeren unterstützt und die Stunde immer gemeinsam endet. Ein Aufgeben gibt es nicht und eine Unterstützung bekommt derjenige, der sie benötigt.
der-sport-blog.com: Was macht diesen Sport für dich so besonders?
Felix Weinzinger: Für mich ist Parkour die perfekte Harmonie von natürlichen Bewegungen mit der Umgebung. Es fühlt sich so an, als würde ich mit meiner Umwelt verschmelzen und merken, wie mich der sogenannte „Flow“ ergreift. Als Flow versteht man das Gefühl völliger Entspannung im Sinne von Leichtigkeit und innerer Kraft. Wenn ich Parkour trainiere, muss ich mein Training immer an die Umwelt anpassen (Stadt, Wald, Straße, …), da sie sich ständig verändert (auch jahreszeitlich bedingt). Und genau hier erkennt man das Herzstück von Parkour. Man muss sich ständig an seine Umgebung anpassen und wissen, was man tut. In der heutigen Gesellschaft ist das gar nicht mehr so leicht. Alles läuft von selbst und keiner denkt mehr nach, wie etwas funktioniert, da einem diese Entscheidung meist die neuen Medien abnehmen. Genau dieser Aspekt macht Parkour so einzigartig und zugleich außergewöhnlich. Der wichtigste Aspekt für mich ist aber jener, dass ich mich beim Ausüben dieser Sportart frei fühlen kann. Man benötigt dazu keinerlei Geräte oder Vorerfahrung. Alles was man dazu benötigt ist viel Zeit, Spaß an der Freude und Mut, etwas Neues auszuprobieren. Für mich ist Parkour ein Lebenselixier, welches mir in schlechten Zeiten Kraft gibt und mich wieder fokussieren lässt.
der-sport-blog.com: Wo kann man das Training machen?
Felix Weinzinger: Wie vorhin erwähnt, ist diese Sportart an keine räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten gebunden. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man einen Trainingsort auswählt: Einerseits kann man sich mit seinen Freunden treffen, in die Stadt gehen und nach möglichen Hindernissen suchen. Anfangs erscheint dies ziemlich schwer, aber mit der Zeit erlangt man die sogenannte „Parkour-View“. Man geht ganz anders durch die Welt und erkennt Hindernisse, welche man vielleicht vorher gar nicht bemerkte. Andererseits gibt es die Möglichkeit, sich in der nächst größere Stadt mit den lokalen Parkour-Gruppen zusammenreden. Die werden euch mit offenen Händen empfangen und euch einige „Spots“ zum Trainieren zeigen. Und jetzt raus aus den Federn und ab nach Draußen!
der-sport-blog.com: Gibt es eigene Parkour Plätze?
Felix Weinzinger: Ja, aber die meisten gibt es in Frankreich und Großbritannien. Das sind speziell gebaute Plätze zum Parkour trainieren. Jedoch rate ich, nicht gleich sofort nach solchen zu suchen, da es einen dazu verleitet, Dinge zu machen, für die man vielleicht noch nicht bereit ist. Aber wenn man auf der Suche nach solchen Plätzen ist, sollte man einfach auf die Webseite www.parkour-vienna.at gehen und dort die Community fragen. Dort erfährt man alles über Parkour (Techniken, Spots, Videos, Meetings, …). Diese Seite ist eine der besten in Österreich für den Bereich „Parkour und Freerunning“.
der-sport-blog.com: Welche Techniken gibt es beim Parkour?
Felix Weinzinger: Es gibt Überwindungstechniken (Mauerüberwindung, Tic-Tac, Cat-Leap) – Unterwindungstechniken (Affengang, Underbar) – Stütztechniken (Step Vault, Kong-Vault, Speed Vault) – Sprungtechniken (einbeinig, beidbeinig) – Landetechniken (Froschlandung, Parkour Rolle) – Balancetechniken (auf allen Vieren, stehend) Einige dieser Begriffe sind dem einen oder anderen nicht bekannt, aber Google hilft euch gerne weiter.
der-sport-blog.com: Ist die Sportart gefährlich bzw. besteht eine hohe Verletzungsgefahr?
Felix Weinzinger: Prinzipiell ist Parkour eine Sportart, bei der das Verletzungsrisiko im Vergleich zu anderen Sportarten sehr niedrig ist. Dies trifft aber nur dann zu, wenn man seinen eigenen Körper kennt und auch weiß, wie man mit ihm umgeht. Verletzungen entstehen meist, weil man etwas ausprobiert, für das der Körper noch nicht bereit ist. Ein Beispiel: Man möchte von einer 2m hohen Mauer auf Beton landen, ohne sich zu verletzen. Es ist möglich, erfordert aber einige Stunden Training, da ich meine Muskeln, Sehnen, Bänder auf so eine starke Belastung vorbereiten muss. Ansonsten können Knochenbrüche, Prellungen, Verstauchungen oder blaue Flecken entstehen. Ganz wichtig dabei ist, dass man auf seinen Körper hört, wenn man die Sportart sein ganzes Leben lang betreiben möchte. „Hier ist Schluss und jetzt mache ich nicht weiter!“ Dies festzustellen zeugt von mentaler Stärke und sorgt für ein positives Körpergefühl.
der-sport-blog.com: Wie bekannt ist Parkour in Österreich?
Felix Weinzinger: Man glaubt es kaum, aber in Österreich gibt es schon einige Vereine, die Parkour betreiben. Vor allem in Wien, Oberösterreich, Salzburg und Tirol gewinnt diese Sportart immer mehr an Beliebtheit.
der-sport-blog.com: Gibt es nationale oder internationale Wettkämpfe?
Felix Weinzinger: Da Parkour ursprünglich keinen Wettkampfcharakter besessen hat, sollte man meinen, dass dies so geblieben ist. Leider muss ich dies aber verneinen, da es eine Organisation namens „Red Bull“ gibt, die durch die ganze Welt reist und mit ihrer Veranstaltung „Art of Motion“ den „Spirit of Parkour“ verschlechtern. Ich merke dies jedes Mal, wenn ich Kurse gebe. Die erste Frage lautet meistens: „Wann machen wir den einen Wall Flip und wie schaut es eigentlich mit Backlflip oder Side Flip aus?“. Darauf antworte ich immer gelassen und sage, dass dies ein Parkour-Workshop ist und kein Geräteturn-Workshop und weise sie nochmals auf den „Spirit of Parkour“ hin. Innerlich bricht es mir das Herz, dass solche Firmen aus allem Geld machen wollen und es auch immer wieder schaffen. Aber ich muss zugeben, dass es echt lässig aussieht, was die Burschen und Mädels bei „Art of Motion“ machen, aber es hat absolut nichts mit Parkour oder Freerunning zu tun.
der-sport-blog.com: Wo können sich Interessenten erkundigen, für einen Kurs anmelden?
Felix Weinzinger: Für Kurse oder Workshops kann man sich gerne an mich wenden: Handy: +436805595615 Email: fex891201@gmail.com Adresse: Felix Weinzinger, Seethalerstraße 12a, 5400 Hallein
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